Samstag, 5. September 2020

Offener Brief an die Bundesrepublik Deutschland

-Werbung-Namensnennung-

 Auch wenn es nicht "mein Radiosender" ist, 

diesen offenen Brief von Radio Europa möchte ich nicht vorenthalten:

 

Bundeskanzlerin Merkel, Außenminister Heiko Maas, Gesundheitsminister Jens Spahn und das Robert Koch Institut, ebenso Herr Präsident Steinmaier

Es reicht ...

Wir, Radio Europa und das Inselmagazin, hörten den Aufschrei der Kanarischen Inseln, als am Mittwoch Abend die Meldung über die Medien ging, ganz Spanien - auch die Kanaren- gehören ab sofort zum Risikogebiet und die ausreisenden Urlauber müssen in Quarantäne.

All dies nach drei Monaten strengstem Lockdown, den es so nicht gab in Deutschland!! Gerade hat sich das Leben hier trotz steigender Maskenpflicht und Auflagen, an welche sich alle ordentlich halten, wieder etwas erholt, da kommt so etwas, das die bevorstehende Wintersaison gnadenlos vernichten wird…

Hier gibt es seit März 7.518 Infizierte, davon sind derzeit 4.558 aktiv. Von diesen Infizierten sitzen 4.325 ihre Quarantäne symptomfrei oder mit leichten Symptomen zuhause ab. Es liegen derzeit 34 Erkrankte im Krankenhaus auf der Intensivstation. Die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Anwohner liegt bei 93! 

Also vergleichbar oder sogar weniger als in vielen Teilen Deutschlands oder anderswo!

Natürlich übersteigt die Zahl der Infizierten pro Einwohner derzeit die von Deutschland festgelegte Marke von 50 pro 100.000. Aber es muss nun auch gesehen werden, dass die Krankheitsverläufe viel leichter sind und nur sehr wenige Menschen ernsthaft erkranken. Ist es angesichts dieser Tatsache nicht notwendig, die Konsequenzen in Relation zu setzen? Und vielleicht auch zu hinterfragen, ob sich die Gefährlichkeit des Virus verändert hat? Oder zu überlegen mit welchen Maßnahmen Risikogruppen geschützt werden können, ohne die gesamte Bevölkerung in Sippenhaft zu nehmen ?  

Die Kanarische Regierung garantiert den Besuchern per Versicherung eine Versorgung. Nicht zuletzt hatten die Kanaren von Beginn der Öffnung an auf PCR-Tests vor der Anreise gedrängt, was bis dato verwehrt wurde. Dabei wurden viele Infektionen von außen eingeschleppt. Ganz abgesehen davon, ist Spanien von der Pandemie zwar europaweit am stärksten getroffen worden, aber das Land hat sie mit einer Todesrate von nur sechs Prozent auch sehr gut gemeistert.

Seit März 172 Verstorbene auf den Kanaren!

Sei es wie es will, die Erklärung der Kanarischen Inseln zum Risikogebiet, ist der Todesstoß für die Inseln, von welchen diese sich in den kommenden Jahren nicht mehr erholen werden.

Gerade hatte Gesundheitsminister Jens Spahn noch in der Presse verkündet, dass manche Corona Aktionen unnötig sind oder waren.

Und genau dies ist so eine unüberlegte politische Entscheidung, welche viele Familien auf den Inseln schon in die Armut und Elend trieb. Hier lebte man bisher zu 75 % vom Tourismus. Derzeit sind kaum Hotels geöffnet, viele Gaststätten haben den Lockdown nicht überlebt. Auch die EU kann gar nicht soviel Geld aufbringen um diesen Schaden wieder gut zu machen.

Die Menschen hier wollen nur in Ruhe und Frieden und wieder arbeiten, auch mit Auflagen. Sie nehmen den Virus ernst, aber er kann auch nicht alles kaputt machen, was sich die Inselbewohner mühsam aufgebaut haben.

Und HIER hält man sich daran, es wird desinfiziert, Abstand gehalten und Maske getragen. Kaum jemand diskutiert darüber und geht dafür auf die Straße. Die Menschen sind bereit hinzunehmen, was nötig ist, um die Saison zu retten.

Jedem Reisenden steht es frei, sich vor der Reise über die Infektionszahlen zu informieren. Es gelten strenge Regeln, wie Mund-Nasen-Schutz während der gesamten Reise und vor Ort ebenfalls. Ein bisschen Eigenverantwortung muss den Menschen auch zugetraut werden.

Deshalb nochmals unsere dringende Bitte:

Heben Sie die Risikosperre umgehend auf und lassen Sie die Inseln wieder leben!!!

Wir möchten nicht den Glauben an ein gemeinsames Europa verlieren und am Ende dann noch die Gelder annehmen müssen, um irgendwie zu überleben. Der Untergang der Kanarischen Inseln wird so teuer werden, das kann niemand mehr bezahlen. Ganz abgesehen von der gesamten Tourismusbranche, inklusive Reiseveranstalter und Fluggesellschaften, die Sie damit an den Rand der Handlungsunfähigkeit treiben.

Die Verhältnismäßigkeit der Mittel sind ein wichtiger Faktor, um die Glaubwürdigkeit der Politik und die Akzeptanz der Maßnahmen in der Bevölkerung zu erhalten.

Es ist wirklich so, die Anwohner haben die Auflagen der spanischen Regierung mit Anstand und Würde angenommen und ihre Pflicht erfüllt, nur irgendwann können diese Menschen nicht mehr, sie brauchen Arbeit und Einkommen für ihre Familien.

Also nochmals, überdenken Sie diese irreale Entscheidung und geben Sie den Inseln eine Chance, denn die lokale Regierung macht wirklich alles, was möglich ist und hier gibt es bei Nichtbefolgen harte Strafen gegen die man in Deutschland auf die Straße ginge.

Hochachtungsvoll:

03.September 2020

Direktor von Radio-Europa

Peter Graf


2 Kommentare:

  1. Jeder Einreisende sollte so pflichtbewusst sein, vor Antritt der Reise selber einen Test durchführen zu lassen.
    Ja, viele Urlauber schleppen das Virus erst an.
    Auch hier... ich lebe seit Mitte März hier, sind 50% der Geschäfte, meist eben kleinere, kaputt gegangen. Von Entschädigung oder Hilfe keine Spur und wenn ich sehe, wie leichtsinnig hier teilweise mit dem Virus umgegangen wird, kommt einem das Grausen.
    Wir haben ein schönes Strandbad vor der Tür. In der Vorsommerzeit war ich zwei Mal da. Im Sommer stapelten sich die Menschen dort. Nur an der Kasse zum Eintritt zahlen haben die Menschen Maske getragen.

    Ihr solltet diesen Beitrag auch bei Twitter oder Facebook verlinken.

    Ich drücke die Daumen, aber momentan ist es mit der Hoffnung nicht so einfach. Die Menschen müssen einfach sehen, dass sie wieder unabhängig vom Tourismus werden. Das ist auch für die Natur besser. Dafür sollte Hilfe kommen.

    LG Jo

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    1. Wird alles gemacht ;-) Danke dir auch für deine lieben Worte. Unabhängig davon machen lässt sich hier nicht realisieren weil alles darauf aufgebaut ist und zudem keine große Industrie vorhanden ist. Sicherlich gibt es Teilbereiche die nicht davon abhängig sind, aber schon allein das es Inseln sind erschwert einiges. Ebenso wie dass wir zwar Autonom sind aber doch nicht unabhängig von Spanien und leider so einiges noch von Madrid geregelt wird.

      Wie auch mit den Tests den die Kanaren für Einreisende von Anfang an haben wollten und es nicht genehmigt wurde. Jetzt wollen "wir" versuchen es auch ohne Hilfe, ohne Geld vom spanischen Festland selbst irgendwie hin zu bekommen. Es ist wirklich nicht einfach.

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