Eine wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Forschern des Trofimuk-Instituts für Erdölgeologie und Geophysik in Nowosibirsk in Russland, des Vulkanologischen Instituts der Kanarischen Inseln (INVOLCAN klick) und der Universität Granada enthüllt die Geheimnisse des Inneren der Insel Teneriffa durch eine neue seismische Tomographie-Studie, die lokalisierte Mikroseismizität im Inneren der Insel nutzt:
Die Ergebnisse dieser Studie wurden kürzlich im Journal of Geophysical Research veröffentlicht, einer der wichtigsten internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften im Bereich der Geophysik, die von der Amerikanischen Geophysikalischen Gesellschaft (AGU) herausgegeben wird. Diese Ergebnisse sind ein wichtiges Instrument für die Interpretation der Zunahme der Seismizität auf Teneriffa und der Emission von Kohlendioxid aus dem Teide-Krater, die INVOLCAN seit Ende 2016 festgestellt hat. Diese Aktivität könnte mit dem langsamen Aufstieg eines Diapirs, d. h. einer "Magmablase", in Tiefen von mehr als 10 km unter dem Teide zusammenhängen. Daher werden diese neuen Erkenntnisse von großem Nutzen für eine bessere Interpretation der Vorläufersignale eines möglichen eruptiven Prozesses auf Teneriffa sein.
Ivan Koulakov, Luca D'Auria, Janire Prudencio, Iván Cabrera-Pérez, José Barrancos, Germán D. Padilla, Nemesio M. Pérez, Jesús M. Ibáñez. Lokale seismische Erdbebentomographie zeigt den Zusammenhang zwischen Krustenstruktur und Vulkanismus auf Teneriffa (Kanarische Inseln). Journal of Geophysical Research-Solid Earth, https://doi.org/10.1029/2022JB025798
Die Ergebnisse dieser Studie sind ebenso erstaunlich, denn es ist das erste Mal, dass ein "heißer Kern" unter der Insel sichtbar gemacht und charakterisiert werden konnte. Die Tomographie zeigt deutlich, dass in der Kruste unter der Caldera Las Cañadas kleine magmatische Reservoire in einer Tiefe von weniger als 5 km vorhanden sein können. In diesen Reservoiren können basaltische Magmen abkühlen und ihre chemische Zusammensetzung in Richtung höher entwickelter Magmen wie phonolitische Magmen, einer potenziell explosiven Magmenart, verändern. Diese magmatischen Reservoirs können die Quelle hochexplosiver Eruptionen sein, wie die vor etwa 2000 Jahren in Montaña Blanca, die als subplinische Eruption eingestuft wurde. Gleichzeitig erklärt die Studie, warum die Eruptionen auf Teneriffa, die sich außerhalb der Caldera Las Cañadas entlang des Nordost- und Nordwestrückens ereignen, einen eher effusiven Charakter haben, da das Magma nicht lange genug stagnieren konnte, um sich zu potenziell explosiveren Magmen zu entwickeln.
Diese seismische Tomografiestudie war möglich, weil 2016 das vom Vulkanologischen Institut der Kanarischen Inseln (INVOLCAN) verwaltete seismische Netz der Kanarischen Inseln in Betrieb genommen wurde, das derzeit über 19 seismische Breitbandstationen verfügt, mit denen die Kapazität zur Erkennung und Ortung von Tausenden von Mikroerdbeben auf Teneriffa verringert werden konnte. Zusammen mit den zuvor vom Nationalen Geographischen Institut (IGN) aufgezeichneten Daten konnten mit Hilfe der seismischen Tomographie das Innere der Insel bis in eine Tiefe von 20 km untersucht und vor allem die Geschwindigkeit der seismischen S-Wellen bestimmt werden, die am empfindlichsten auf das Vorhandensein von hydrothermalen Flüssigkeiten und Magma reagieren.
Vor dieser jüngsten seismischen Tomographie-Studie gelang es einer anderen internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit unter der Leitung der University of Graduate im Jahr 2007, das erste dreidimensionale Modell der Insel Teneriffa im Jahr 2012 zu erstellen (García-Yeguas et el., 2012; https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/.../2011JB008970). Für die Durchführung dieser wissenschaftlichen Zusammenarbeit wurde das ozeanographische Schiff R/V Hespérides eingesetzt, um 6459 Aufnahmen zu machen, die von einem Netz von 125 seismischen Stationen aufgezeichnet wurden. Dieses aktive seismische Experiment ermöglichte es, das Innere der Insel bis zu einer Tiefe von 10 km zu untersuchen, und aufgrund der Art der künstlichen seismischen Quelle war es nur möglich, ein seismisches P-Wellen-Geschwindigkeitsmodell zu erhalten.
Die Ergebnisse dieser neuen internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit, die im Jahr 2023 veröffentlicht werden, wurden dank des VOLRISKMAC II (MAC2/3. 5b/328), das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms für territoriale Zusammenarbeit INTERREG MAC 2014-2020 kofinanziert wird, TFvolcano, das vom Instituto Tecnológico y de Energías Renovables (ITER) und dem Cabildo Insular de Tenerife finanziert wird, FEMALE (PID2019-106260GB-I00) und PROOF-FOREVER sowie den Projekten der Russian Science Foundation (Grant No. 20-17-00075 und Projekt FWZZ-2022-0017).
Quelle: Bericht und Bild Involcan
Seismische Aktivitägen der letzten 90 Tag auf und um die Kanaren (klick IGN)
Das ist sehr interessant liebe Nova.
AntwortenLöschenIch hoffe, es hilft auch einen Ausbruch frühzeitig zu erkennen.
Liebe Grüße Brigitte
PS Hier hat es vorhin doch tatsächlich nochmal geschneit. Gerade als wir zum ersten Gassi draußen waren. 😳
Sollte klappen und dann gilt es wohl Koffer packen ;-)
LöschenOch, echt nochmal geschneit dort oben. Das ist ja aber auch immer ein doofes Auf und Ab 😒
Das ist ein interessanter Bericht. Man kann nur hoffen, dass es nicht zu heiß wird.
AntwortenLöschenLiebe Grüße auf die Insel.
Sabine
Ich sage mal so....dort wo die Lava dann fließt da ist es heiß 🤭
LöschenSo, nun komme ich endlich dazu, die "Enthüllung der Geheimnisse" in Ruhe zu lesen.
AntwortenLöschenInteressante Querschnittszeichnung auch, ja, und hoffen wir das Beste! Seismologie ist eine wichtige Wissenschaft, und es ist gut, daß es nie Stillstand gibt. Bereits enorm was alles möglich ist an Untersuchungen. Und ja, Wissenschaft und Forschung ist wichtig und sollte immer Unterstüzung erfahren!
Knuddeldidö und knuffeldiduffel
Tiger
🐯
Ja, das ist echt irre was die heute alles machen können. Ich bin da bei solchen Wissenschaftsberichten in den dritten Programmen im TV auch immer voll begeistert. Ist spannender als jeder Krimi 😁
LöschenGut zu wissen was tief im Inneren vor sich geht, denn ist man vielleicht rechtzeitig gewarnt, wenn Vulkane vielleicht wieder drohen auszubrechen.
AntwortenLöschenLG gabi
Ja, schon wichtig um reagieren zu können um die Bevölkerung zu warnen. Bleibt abzuwarten ob ich es hier noch erlebe, aber damit rechnen jederzeit.
LöschenWie gut, dass es in der Wissenschaft noch Forschungen gibt. Wenn die richtigen Schlüsse gezogen werden, ist es ja gar nicht verkehrt ein Frühwarnsystem auf der Insel zu installieren und so die Bewohner rechtzeitig zu informieren und gegebenenfalls auch evakuieren zu können. Hoffen wir, dass noch ganz lange alles ruhig bleibt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Arti
Das wird dann bestimmt schnell gehen, und hatte auf La Palma auch wirklich sehr gut funktioniert. Ich gucke täglich auf diese Seiten, nicht aus Angst denn dies darf man nicht haben wenn man auf eine Vulkaninsel zieht. Seit dem Stillstand und Polumkehrung konnte man doch auch noch ein paar andere Dinge feststellen. Schon sehr interessant wenn man sich damit mehr befasst.
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